Neue Rezension 

Der bayerische Peppone 

 

Der bayerische Peppone

Erschienen in: Tagebuch 7/8

Camillo und Peppone sind die Hauptfiguren einer Reihe legendärer Spielfilme, die zwischen 1952 und 1965 in Italien gedreht wurden. Sie verhandeln das ländliche Leben der Nachkriegszeit im Zwiespalt zwischen tradierten Werten (der katholische Pfarrer Camillo) und gesellschaftlicher Aufbruchsstimmung (der kommunistische Bürgermeister Peppone). Diese streiten sich zwar, jedoch geht es meist lustig zu.

An die Serie fühlt man sich erinnert, wenn man zu Max Bryms Buch Mao in der bayerischen Provinz greift. Seine Geschichte spielt in Südostoberbayern der 1970er Jahre, wo sich in den bäuerlichen und streng katholischen Landkreisen Altötting und Mühldorf im sogenannten Chemiedreieck große Industriebetriebe angesiedelt hatten und daher die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften relativ stark waren. An deren linken Rändern entwickelte sich eine rebellierende Jugend, die sich in K-Gruppen organisierte.

Nostalgisch, wehmütig oder ungläubig steht man vor den Geschichten, die Brym als einer der Protagonisten jener Zeit beschreibt: 1972 kam es in Töging am Inn im Landkreis Altötting durch die damalige Rote Garde zur ersten Hausbesetzung Deutschlands, zur selben Zeit wurde im Wallfahrtsort Altötting um ein autonomes Jugendzentrum gekämpft, es kam zu massiven Bierzelt-Protesten gegen den damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sowie zu einer großen Solidaritätsdemonstration mit Vietnam mitten durch den »heiligen Ort«. Weiter unter http://christopherwimmer.de/2020/07/06/der-bayerische-peppone/ 

 

- Neue Briefe zum Buch- „ Mao in der bayerischen Provinz“

Sehr geehrter Herr Brym, Mit Interesse habe ich Ihr Buch „ Mao in der bayerischen Provinz“ gelesen. Zu meiner Person: In der DDR unterrichtete ich an der Universität in Berlin, Geschichte und Philosophie. Die Entwicklung der bundesdeutschen Linken in den siebziger Jahren war mir so unbekannt. Ihr Buch vermittelte mir einige neue Erkenntnisse und das mit MITTE 80. Danke. Ihre Bezugnahme auf viele lokale Ereignisse verdeutlicht, die allgemeine Entwicklung um so anschaulicher. Früher hörte ich viel negatives über Sie von dem Herrn Diplom Philosophen Peter Feist, als er sich noch als Marxist ausgab. Der Kerl ging bekanntlich nach RECHTS. Er arbeitet jetzt eng mit dem Chefideologen der AFD Jürgen Elsässer zusammen. Sie hingegen sind trotz einiger biographischer Brüche links geblieben. Kompliment. Wenn Sie mal in Berlin sind dann müssen Sie mich unbedingt besuchen. Aber ich kann Sie auch mal in München im April dieses Jahres aufsuchen. Dabei können Sie einen alten Marxisten auch in das sehr katholische Altötting mitnehmen.

 

Freundschaft Prof. J. K.

 

Max Brym Vielen Dank Herr Professor. Natürlich treffen wir uns. Natürlich können wir auch in den Wallfahrtsort Altötting fahren. Bin dort schlieslich geboren. Freundschaft Max Brym

 

 

Hallo Max, wie kannst du dir das nur alles merken. Viele Personen aus unserer gemeinsamen Geschichte in Waldkraiburg und Altötting stehen mir wieder klar vor Augen. Führst du Tagebuch ?

Grüße Andi P.

 

Max Brym Mein Gedächtnis lieber Andi ist noch nicht angeschlagen. Aber in der Tat ich führe seit Jahrzehnten ein Monatstagebuch, Viele Grüße Max

 

Sehr geehrter Max , ich bin wie du weißt konservativ mit einer sehr sozialen Ader. Weltanschaulich werden wir uns nie verstehen. Trotzdem es ist erstaunlich wie fair du über Leute aus meiner Richtung schreibst. Der CSU Landrat Rambold aus Mühldorf diskutierte immer mit dir. Ganz im Gegensatz zu unserm damaligen CSU MdL Asenbeck aus Zangberg. Ich weis noch wie ich das mal auf einer CSU Vorstandssitzung in Waldkraiburg kritisierte. Der Vater des Gedankens, dir kein Rederecht auf CSU Veranstaltungen zu geben, war der damalige CSU Vorsitzende Dietmar Heller in Waldkraiburg. Wo du Recht hast ist bezüglich der Person Walter Brand in Waldkraiburg. Ich verstand auch nie wie er als ehemaliger KZ Häftling mit vielen ehemaligen NS Funktionären im Witikobund zusammenarbeiten konnte. Wahrscheinlich wirst du nicht erzählen welcher CSU Bauunternehmer dich aus „Sicherheitsgründen“ in Waldkraiburg jahrelang finanzierte. Dein damaliger Lebensstil in Waldkraiburg unterlegt die Geschichte.

 

Grüße Max S.

 

Max Brym Danke für deinen Brief- Zu Dr. Walter Brand. Brand war im Sudetenland einige Zeit der Stellvertreter von Konrad Henlein. Er galt einige Zeit auch als Chefideologe der Faschistenpartei SDP dort. Allerdings gab es in der SDP zwei Fraktionen. Brand gehörte zum „ Kameradschaftsbund“ welcher sich am Austro-Faschismus orientierte. Er stand im Gegensatz zum Aufbruchkreis um den Kriegsverbrecher Karl Hermann Frank. Dann allerdings schaltete er wieder um und war Anfang der fünfziger Jahre an der sogenannten Gauleiter Verschwörung angeleitet von Werner Naumann, in NRW beteiligt. Naumann wollte aus der FDP eine Nazipartei machen. 1953 schlugen die Briten zu. Naumann wanderte kurz ins Gefängnis und Dr. Walter Brand kam nach Waldkraiburg. Dort war er in der CSU aktiv, sowie der Chefideologe des bundesweit agierenden Witikobundes und Mitglied des Vorstandes der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“. Auch dort befanden sich bis weit in die siebziger Jahre hinein viele ehemalige NSDAP Mitglieder. Der CSU

 

Bauunternehmer war ein sogenannter Rückversicherer. Er steckte mir Geld zu weil er meinte dem russischen Kampfkommandanten im Fall einer russischen Invasion meine Belege vorzeigen zu können. Ein krasser ängstlicher Opportunist. Seinen Namen werde ich nicht preisgeben. Es leben ja noch Familienangehörige von ihm. Grüße Max

 

Hey Max, hab nach langer Zeit wieder ein Buch gelesen. Du kannst schreiben. Musste oft lachen. Deine Antwort auf E, F. vom Vorstand des VFL Waldkraiburg auf deiner Website hat mich amüsiert. Den Niedergang des VFL mit dem Niedergang wie du es nennst -“ der stalinistischen Staaten-“ zu vergleichen hat was. An Beispielen und Aphorismen hat es dir noch nie gefehlt. Schreib doch mal was zum Fußball und unserer damaligen gemeinsamen Zeit. Grüße Hans G.

 

Max Brym: OK ich schreib mal was zur Fußballgeschichte in Deutschland. Da könnte durchaus auch was zur Region drin sein. Nur zur politischen Biographie von mir passte es halt nicht. Aber ein guter Gedanke.

Grüße Max

 

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Foto Max Brym 

 

 

 

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Rezension – „Mao in der bayerischen Provinz“
Hallo Max diese Rezension habe ich an mehrere Zeitungsredaktionen verschickt. Du darfst Sie auch verwenden.
Viele Grüße Agron Sadiku
Das Buch von Herrn Brym habe ich sofort nach Erhalt verschlungen. Ganz ausgezeichnet beschreibt er die Politisierung besonders unter Jugendlichen und Studenten in Bayern. Der Schwerpunkt liegt auf den tiefschwarzen Landkreisen Mühldorf und Altötting in Südostoberbayern. Gleichzeitig erfährt man viel über die Entstehung der DKP und der maoistischen Gruppen in Deutschland Ende der sechziger Jahre bzw. Anfang der siebziger Jahre. Besonders im Fokus stehen die KPD/ML, der „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“, auch über das „Sozialistische Initiativkomitee Altötting-Mühldorf Wasserburg“ wird berichtet. Der KBW sowie die einst starke „Marxistische Gruppe“ kommen ebenfalls vor. Neben verständlich geschriebenen theoretischen Passagen kommt der konkrete Kampf gegen Gerold Tandler in Altötting und für ein Krankenhaus in Waldkraiburg im Buch zur Sprache. Die konkrete Betriebsarbeit in der Region wird beschrieben. Das führte sogar zu einem wilden Streik in der Heftklammern Fabrik Beck in Waldkraiburg im Jahr 1975. Der Dienststellenleiter bei der Deutschen Bundesbahn in Mühldorf am Inn wurde, nachdem ihm der „Rote Landbote“ mehrere Unterschlagungen nachwies im Jahr 1979 auf der Flucht aus dem Betrieb verhaftet. Der Arbeiterbund hatte im Betriebswerk der DB in Mühldorf am Inn einen sehr aktiven Personalrat. Viele Personen wie Georg Kellner (DKP) aus Burghausen und Harald Haugwitz (Arbeiterbund) aus Neuötting werden dem Vergessen entrissen. Oftmals muss man über bestimmte Anekdoten in dem Buch lachen. Aber es ist gleichzeitig ein ernstes Buch. Max Brym erzählt interessantes sein Gedächtnis ist erstaunlich. Der Autor ist sehr selbstkritisch andererseits ist sein Buch ein Werk zur Frage wie es dazu kommen konnte, dass maoistische Gruppen im bayerischen Chemiedreieck durchaus einigen Einfluss hatten. Sehr empfehlenswert. Besonders für Menschen mit lokalgeschichtlichem Interesse, sowie für Menschen welche sich die Frage stellen was einst richtig und falsch gemacht wurde. Das Buch ist nicht nur regional interessant. Es führt von Altötting über Waldkraiburg kurz nach Ost-Berlin und Tirana. Der Autor ist links geblieben aber kein Stalinist mehr. Spannend beschreibt Brym seine Irrungen und Wirrungen. Vom jüdischen DKP Mitglied über das Franz Mehring Institut in Berlin, in den maoistischen Arbeiterbund und hin zu trotzkistischen Gruppen. Die jüngste Zeitgeschichte wird wieder lebendig. Der Autor ruft so unterschiedliche Personen wie Thomas Schmitz Bender, Ernst Aust, Enver Hoxha, aber auch Ernest Mandel aus seinem Gedächtnis ab. Ein Buch das unterhält und gleichzeitig der jüngeren Generation viel zu sagen hat. Der Autor empfiehlt einen revolutionären authentischen Marxismus. Am Schluss schreibt er: „Wir brauchen einen neuen linken Aufbruch, aber diesmal ohne Mao und Enver Hoxha“. Unbedingt lesen. Bestellungen unter https://www.suedwestbuch.de/…/mao-in-der-bayerischen-provinz

Agron Sadiku Türkenstr. 83 80799 München

 

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Rezension zum Buch " Mao in der bayerischen Provinz" im Alt-Neuöttinger Anzeiger am 2.Dezember 2019

 

Sozialismus aus der Ich-Perspektive
Der gebürtige Altöttinger Max Brym beleuchtet in neuem Buch K-Gruppen im Landkreis
02.12.2019

Altötting. "Die Region lässt mich nicht los", sagt der Max Brym. Der gebürtige Altöttinger ist schon vor über 30 Jahren nach München gezogen. Und doch spielt der Landkreis Altötting in den Büchern des 62-Jährigen auch heute meist noch eine große Rolle. So auch in seinem neusten Werk "Mao in der bayerischen Provinz", das am heutigen Montag erscheint.

Bereits 2014 hatte Brym in seinem Buch "Es begann in Altötting" seine Erlebnisse in der linken Szene beschrieben. Das Buch damals war aber vielmehr eine Autobiografie, erklärt der Linke-Politiker und Journalist. Darin erzählte er unter anderem, wie er als Jude in Altötting aufgewachsen ist und dann in Waldkraiburg in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) eintrat. 2018 folgte dann das Buch "Verrat in München und Burghausen" – ein fiktives Werk auf der Basis realer Gegebenheiten, das im Jahr 1933 spielt.

Sein neustes Werk "geht viel mehr in die Tiefe", wie er sagt. Es beschreibt einzelne politische Gruppen, sogenannte K-Gruppen, ihre Akteure und zentrale Ereignisse. Gruppierungen wie der Arbeiterbund Alt-Neuötting oder das "Komitee Kampf der Inflation" waren vor allem in den 70er Jahren aktiv.

"In den Landkreisen Altötting und Mühldorf waren diese Gruppen besonders stark", so Brym. Er glaubt auch zu wissen, woran das liegt, nämlich an der "absoluten Dominanz der CSU". Die Opposition habe gegen die herrschenden Verhältnisse rebelliert.

Der 62-Jährige beschreibt, dass sich einige Aktionen des Arbeiterbundes gegen Gerold Tandler gerichtet hätten. In Kapitel widmet er generell den "Aktivitäten im Chemiedreieck". Auch die Zeitung "Der Rote Landbote", für die Brym arbeitete, bekommt Raum im Buch. Ebenso geht er auf das Jahr 1972 ein. Da sei in Töging ein geschlossenes Kino besetzt worden – das war die erste Hausbesetzung Deutschlands. Und während in Altötting mehrere sozialistische Gruppen aktiv waren, habe in Burghausen 1970 bis 1973 auch die KPD der Marxisten-Leninisten starken Zulauf gehabt.

Brym ist es wichtig, die damaligen Zeiten Revue passieren zu lassen. "Durch die K-Gruppen sind viele deutsche Politiker auf ihrem Weg nach oben marschiert", sagt er. Auch viele Kinder von CSU-Politikern oder Geschäftsleuten hätten sich mit ihm in der DKP stark gemacht – die meisten unter Decknamen.

"Ich möchte mit meinen Büchern erreichen, dass die Geschichte nicht verdrängt wird", so Brym. Die Aktivisten hätten viel falsch gemacht – aber auch viel richtig. "Unter den jungen Leuten gab es eine enorme Politisierung." Heute sei das wieder so, bei den "Fridays for Future"-Demonstranten. "Aber natürlich auf einer ganz anderen Ebene."

Den Titel "Mao in der bayerischen Provinz" indes hat Brym nicht selbst gewählt. "Das war der Verlag." Er finde ihn etwas polarisierend – "aber vielleicht ist das auch gut". Im Rahmen einer Autorenlesung wird er das Werk im Januar auch in Altötting vorstellen. Ort und Zeit stünden jedoch noch nicht fest.

Auch wenn "Mao in der bayerischen Provinz" keine Autobiografie ist, so sind Max Bryms Erinnerungen doch zentraler Bestandteil des Werks. Die Recherche zu so einem Werk sei relativ aufwendig, das Zusammensuchen der Informationen sei mühsam. Es gebe nicht viele Quellen, und schon gar keine gesammelten Werke, die alles beleuchten. Viel Material hatte er dennoch, etwa ein Drittel des 300 Seiten dicken Buches sind Quellen – vor allem alte Zeitungsberichte.

Dennoch: "Der eigene Kopf ist in diesem Fall die beste Quelle." Wie sich was damals zugetragen hat, wissen schließlich nur die, die dabei waren – so wie Max Brym.
− jor
"Mao in der bayerischen Provinz", SWB Media Publishing, https://www.suedwestbuch.de/buecher/neuerscheinungen/item/mao-in-der-bayerischen-provinz 

Foto Max Brym 

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Neues Buch von Max Brym „ Mao in der bayerischen Provinz“

 

Liebe Leser und Leserinnen, mein neues Buch erscheint unter dem genannten Titel. Das Buch ist ab 2. Dezember dieses Jahres erhältlich. Das Buch ist ein Dokument der jüngsten Zeitgeschichte. Der Text nimmt Sie mit auf eine politischen Reise von der DKP hin zu diversen K- Gruppen welche sich an China und Albanien orientierten. Das Buch spielt hauptsächlich in Bayern und geht auch der Frage nach, wieso damals viele Jugendliche vereinzelt aber auch Arbeiter mit Gruppen wie dem KBW, der KPD/ML der KPD, dem Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD verbunden waren. Der Leser erfährt viel über die bayerische Provinz und die Rebellion dort- Anfang der siebziger bis Ende der achtziger Jahre. Aber auch von einem längeren Aufenthalt in Ost-Berlin sowie einer Begegnung mit Enver Hoxha in Albanien. Der Autor ist heute ein ANDERER aber er ist Marxist geblieben. Lebendige und wichtige Geschichte. Es kommen auch Gruppen wie die MG und das SIK in Altötting, Mühldorf und Wasserburg vor. Unbedingt lesen.

 

Bestellungen unter https://www.suedwestbuch.de/buecher/neuerscheinungen/item/mao-in-der-bayerischen-provinz oder in jeder Buchhandlung.

 

Mao in der bayerischen Provinz

Mao in der bayerischen Provinz

Brym, Max
Genre:
Seiten:
300
ISBN:
978-3964380296
Publikation:
02.12.2019
Preis:
EUR 15,00
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Anfang der 70er Jahre brodelt es nicht nur in den Hauptstädten, nein, auch in der bayerischen Provinz im sogenannten Chemiedreieck gibt es rebellierende Jugendliche, die sich in K-Gruppen organisieren und den Aufstand proben. Allen voran der „rote Max“, der hier seinen politischen Werdegang schildert und Einblick gibt in die aufregende Zeit des linken Aufbruchs.                                                                                            

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Mao in der bayerischen Provinz “

 

Aus der Einleitung zu meinem neuen Buch „Mao in der bayerischen Provinz“ Viele Menschen wurden in den siebziger Jahren in maoistischen K- Gruppen politisch sozialisiert. Nach der Forschung durchliefen rund 100.000 Personen in der BRD solche Gruppen. Besonders stark waren außerhalb der Großstädte in Bayern, solche Organisationen in den tiefschwarzen Landkreisen Altötting und Mühldorf. Diese Geschichte in der ich persönlich stark involviert war wird aufarbeitet. Geschichte ist geronnene Erfahrung und darf nicht vergessen werden. Es geht um die SIK ( Sozialistisches Initiativkomitee Altötting- Mühldorf- Wasserburg), die KPD/ML und die „Arbeiter Basis Gruppen“ später „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“, sowie die nichtmaoistische DKP im ländlichen Raum. Das Buch behandelt die Gründung des Habermas Lesekreises in Altötting im Jahr 1968. Es geht um die Auseinandersetzung bezüglich des Jugendzentrums am Ort. Dann folgte 1972 die Spaltung der SIK, es entstanden die „ Arbeiter Basis Gruppen“ in Altötting. Die KPD/ML sorgte Anfang der siebziger Jahre für viel Aufsehen in Burghausen und insbesondere in Töging am Inn. Der Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD war mit seiner Zeitung „ Der Rote Landbote“ besonders in Waldkraiburg und in Altötting aktiv. Personen welche damals öffentlich auftraten und somit als Personen der Zeitgeschichte gelten werden mit ihren Klarnamen benannt. Andere Namen von Aktivisten wurden abgeändert. Auch wenn die Gruppen aus heutiger Sicht klein erscheinen mögen erreichten Sie in den genannten Landkreisen im Lauf der Jahre hunderte von vor allem jugendliche Menschen welche kürzere oder längere Zeit in einer oder mehreren der genannten Gruppen aktiv waren. Die Publikationen vor allem des Arbeiterbundes hatten durchaus Einfluss in bestimmten Betrieben etwa dem Werk Gendorf in Burgkirchen, oder der WASAG Chemie in Aschau am Inn sowie dem Betriebswerk der DB in Mühldorf am Inn. Die DKP Zeitung „Im Chemie Dreieck“ brachte den einen oder anderen Kommunalpolitiker in Waldkraiburg und Burghausen ins schwitzen. Ähnliches gilt für den „ Roten Landboten“ des Arbeiterbundes in Altötting und der „Vertriebenenstadt“ Waldkraiburg. Bekannt wie bunte Hunde waren damals in den beiden Landkreisen der Altkommunist Georg Kellner, ( DKP) aus Burghausen, Harald Haugwitz, wohnhaft in Neuötting ( Arbeiterbund) Dietmar von der Au, aus Altötting ( SIK) und meine Person vor allem in Waldkraiburg ( DKP dann Arbeiterbund). Die Jusos waren damals auch im südostoberbayerischen Chemiedreieck ziemlich weit links. In Altötting wurden sie von Walter Roßdeutscher repräsentiert. In Burghausen von dem jetzigen SPD Bürgermeister Hans Steindl. Er galt damals als „ roter Rebell“ und bezichtigte auf einer DKP Veranstaltung in Burghausen, die DKP zu weit „ rechts zu stehen“.

Sinn und Zweck

Das vorliegende Büchlein stellt eine Mischung aus persönlicher Erinnerung und realen zeitgeschichtlichen Ereignissen dar. Es soll gezeigt werden, dass es in dem Marinewallfahrtsort Altötting nicht nur bescheidene Arbeiter im Weingarten des Herrn gab, sondern auch Juden, Antifaschisten und rebellierende Jugendliche im Gefolge der Studentenbewegung von 1968. In der „Vertriebenenstadt“ Waldkraiburg hielten nicht nur gestrenge sudetendeutsche Revanchisten Hof, sondern eben so sehr sudetendeutsche Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Auch in Waldkraiburg entwickelten sich ab Anfang der siebziger Jahre oppositionelle kommunistische Gruppen. Natürlich verändert sich manches in der persönlichen Betrachtungsweise im Lauf der Zeit, aber das Ideal einer sozial gerechten Gesellschaft bleibt. Zudem ist jeder Mensch das Produkt seiner Umgebung und seiner Familie. Nach meiner Erfahrung haben ehemalige Freunde von mir in Altötting und Waldkraiburg eine nachhaltige Prägung erhalten. Wenn ich die heute angegrauten „Linksextremisten“ aus Waldkraiburg und Altötting in München treffe, fällt mir immer wieder auf: Keiner dieser linken Rebellen aus Waldkraiburg und Altötting ist politisch nach rechts gegangen. Sie sind in unterschiedlicher Form links geblieben. Offensichtlich hat die katholische Dogmatik aus Altötting in umgekehrter Form eine bestimmte Eigendynamik entwickelt. Auch der Katholizismus enthält soziale Elemente. Bei einigen Menschen führte diese Dynamik zu den Lehren von Karl Marx. Die Härte der Auseinandersetzung in den genannten Orten, härtete ab. Der neoliberale Zeitgeist hat bei Altlinken aus Altötting und Waldkraiburg schlechte Karten.

Das Buch erscheint im Herbst 2019

 

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Mao in der bayerischen Provinz Leseauszug

Von Max Brym

Erinnerung an den Kriegsbeginn 1939 in Waldkraiburg

 

Im Herbst 1979 hatte die VHS in Waldkraiburg Süd in der dortigen Realschule zu einer Veranstaltung zum Kriegsbeginn 1939 ausgerechnet Dr. Walter Brand eingeladen. Wir mobilisierten über den „Roten Landboten“ ca. 30 Leute, um die Veranstaltung mit dem Altfaschisten Brand zu verhindern. Das war zwar eine Vereinfachung, aber dennoch hatte es eine solch spannende und emotionsgeladene Veranstaltung in Waldkraiburg noch nie gegeben. In dem Raum waren ungefähr 60 Anhänger von Brand sowie unsere Aktivisten und jede Menge Polizei. Zehn Polizisten wachten im Raum, draußen im Wald und auf den Parkplätzen war fast eine Hundertschaft Polizei. Der dritte Bürgermeister Werner Tusche von der SPD bat als Veranstaltungsleiter gleich zu Beginn: „Bitte, bitte, bleibt friedlich. Noch nie hat eine Veranstaltung der VHS unter solchen Bedingungen stattgefunden.“ Während der Veranstaltung kam es immer wieder zu Unterbrechungen. Brand konnte nicht in Ruhe sprechen. Dennoch war er gut gelaunt und jubilierte: „Ich freue mich, ich freue mich, dass ich so etwas noch erleben darf. Das erinnert mich an die Zeit, als ich mit Konrad Henlein durch das Sudetenland zog und dort von der tschechischen Polizei vor dem Terror der Kommune geschützt wurde.“ Während der Diskussion wurden drei unserer Genossen von der Polizei abgeführt. Es kam immer wieder zu kleinen Handgreiflichkeiten. Nur ich konnte relativ ruhig meinen Beitrag beenden. Der geschickte Politiker Brand benutzte mir gegenüber das vergiftete Argument: „Den Herrn Brym nehme ich ernst. Er liegt zwar falsch, aber er ist wenigstens belesen.“ In Waldkraiburg war die Veranstaltung hinterher Stadtgespräch. Die Brüder Brunotte nannten mich in der Gaststätte Rübezahl, wo es neben dem normalen Stammtisch noch einen Stammtisch gab, an dem sich CSU-Stadträte und brave sozialdemokratische Stadträte trafen, einen Terroristenchef. Die Aktion war im Wesentlichen richtig. Ich erhielt viel Zuspruch gerade von alten Sozialdemokraten aus dem ehemaligen Sudetenland, wie Pfeifer, Hartl, Teistler und anderen. Am SPD-Rentnerstammtisch wurde ich nach der Aktion gegen Brand zum Essen eingeladen. Es ging um Dr. Brand, nicht um meine Ideen zu Mao.

 

Maoismus in Waldkraiburg – Kneipenpolitik

 

Die Gaststätte Rübezahl war ein wichtiger politischer Ort in Waldkraiburg. Am ersten Tisch, meinem Stammplatz, wurde sofort nach dem Druck der „Rote Landbote“ verteilt. Der Wirt Augsten nahm immer gleich zehn Stück ab und gab sie am Abend an die Honoratioren der Stadt weiter. An diesem Tisch hatte ich einige Arbeiterfreunde. Am Abend wurden laut Witze über die eifrig lesenden Stadträte, die weiter hinten saßen, gemacht. „Na, Heinz (Heinz Hampel, CSU Stadtrat), bist du schon fertig“, oder: „Gotti (SPD-Stadtrat Rainer Gottwald), was sagst du.“ Die Herren reagierten meistens nicht. Sie hörten sich sogar unsere Spottgesänge an. Ein gewisser Holer dichtete „Gotti, ach Gotti, fahrn wir nach Brunotti in der gut old Hampel Land, da spielt die Friedel Stecher Band.“ Es gab Gelächter und böse Blicke. Der in Waldkraiburg bekannte Rechtsanwalt Hübner, genannt Hübi, schwankte zwischen dem Prominententisch und dem Tisch des „Roten Max“. Sein Kommentar zu meinen Argumenten und zum „Landboten“ war meistens: „Also juristisch betrachtet kommst du damit vor Gericht nicht durch, Max.“ Wieder Gelächter. Auch Kurt Mangler war oft in der Gaststätte Rübezahl. Oft lobte er dort gegenüber älteren Sozialdemokraten den „Roten Landboten“. Zum vorbeihuschenden Stadtrat Gottwald sagte er dann meistens: „Hoppla, da kommt ja der Flügeladjutant des Bürgermeisters.“ In dieser politischen Ideenschmiede Waldkraiburgs gab es durchaus seltsame politische Vorkommnisse. Ein sozialdemokratischer Stadt- und Kreisrat wollte Mangler am späten Abend beweisen, wie links er eigentlich sei. Mangler hatte persönlich etwas gegen diesen älteren Genossen. Grundsätzlich nannte er den Stadtrat nur „Zahnklempner“ und den SPD Stadtrat Friedel Stecher „Klimperheini“. Stecher spielte öfter bei SPD-Infoständen Klavier. Der SPD Stadtrat brüllte Mangler an: „Ich bin der Linkeste aller Linken, ich bin schon fast ein Anarchist.“ Woraufhin Mangler meinte: „Albert, erzähl das alles bitte in der nächsten

 

Stadtratssitzung“, was natürlich nicht geschah. Viele Debatten wurden damals in der Gaststätte Rübezahl geführt, wo es einmal die Woche einen SPD-Rentnertisch gab. Stets brachte ich den neuesten „Roten Landboten“ vorbei und bot die „Kommunistische Arbeiterzeitung“ an. Oft verkehrten wir damals auch in einem großen Café am Stadtplatz. Der Wirt war zwar reaktionär, aber dennoch freundlich. Eines Tages bat er mich zu einem Gespräch ins Hinterzimmer seiner Gaststätte. Er regte sich furchtbar über einen Stadtratsbeschluss bezüglich der Autostellplätze in Waldkraiburg auf, demzufolge jeder Gastronom für die städtischen Parkplätze eine hohe Summe bezahlen sollte. Er forderte mich auf, dass ich dazu einen Artikel im „Roten Landboten“ schreiben solle, was ich ihm gegen die gleich in bar bezahlte Spende von 500 Mark zusicherte. Den Artikel hielten wir für angebracht, weil diese Gebühr kleinere Lokalinhaber ziemlich belastete. Still und heimlich senkte der Stadtrat nach der Veröffentlichung dann diese Gebühr für Lokalinhaber. Mit den anderen Genossen vom Arbeiterbund traf ich mich, wenn es wichtig war, entweder im Wald oder in den Gaststätten des Albaners Hamid, der „Kupferkanne“ oder einem Lokal im Altvaterweg. Dort waren wir relativ sicher. Einmal im Monat fand eine Sitzung mit einem Anleitungskader aus München statt. In diesen Lokalen verkehrten fast nur Emigranten und Säufer, keine städtische Prominenz und auch keine SPD- und CSU-Mitglieder. Für öffentliche Veranstaltungen des Arbeiterbundes gerade zum 1. Mai fanden wir immer eine Lokalität. Zwar war es nicht mehr die Gaststätte am Rathaus oder „Nolli“, doch fast immer gab uns Harald Zappe einen Raum. Auch im „Weißen Hirsch“ fanden Veranstaltungen statt.

 

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