Zeit wird’s – Erinnern jetzt
Offener Brief an Bürgermeister Florian Schneider, an Franz Kammhuber ( Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat) und an Stefan Angstl ( 3 Bürgermeister für die Grünen ) und Altbürgermeister Hans Steindl SPD
Wenn man an die grausame NS-Zeit denkt, fallen einem sofort zwei Typen von Menschen ein:Zum einen die Täter und zum anderen die Opfer. Doch nach weiteren Überlegungen stoßt man schnell auf ein wichtiges Wort, dem Widerstand der damaligen Arbeiterbewegung in Burghausen
Die „Initiative für ein würdevolles Gedenken an die Antifaschisten“ aus Burghausen nahm sich das Ziel, an die Widerständler zu erinnern und ein eine größere Stele mit Namen und Parteizugehörigkeit der Widerstandskämpfer am Dr-Wilhelm-Högner-Platz zu errichten.
Hierzu lud sie am 19.11. die Bürger der Stadt Burghausen ein, um mit Ihnen zu diskutieren, wie ein solches Gedenken aussehen kann. Auch Altbürgermeister Hans Steindl stellte den oben genannten Vorschlag für eine Stele bereit.
Der Vorwurf, man habe den jetzigen Bürgermeister Schneider nicht eingeladen, trifft nur
teilweise zu. Genau genommen erhielt Florian Schneider ein Rundschreiben an die SPD, welcher er angehört, und wurde, so wie alle anderen Bürger der Stadt Burghausen, durch die Lokalzeitung
eingeladen.Herr Bürgermeister Schneider erhielt in dem Sinne zwei öffentliche Einladungen, jedoch kein privates Schreiben, das einem Bürgermeister, zugegeben, schon zusteht.
Auf einen weiteren Kommentar von Bürgermeister Schneider- aus der Heimatzeitung- ist einzugehen, er beschönigt die Lage nach unserer Meinung mit den Worten, dass die Stadt Burghausen für das Gedenken immer viel geleistet hat und viel
politische Bildung betrieben hat .Im Stadtmuseum Burghausens wird zwar viel über die NS-Zeit berichtet, jedoch kaum über Widerstand, der gerade in Burghausen ein breites Spektrum fasste.Wenn von Widerstand berichtet wird, dann von der Seite der SPD. Die KPD wird zu einem so ungenügenden Teil erwähnt, dass man sie gleich wegfallen lassen könnte. Auch in den Schulen in
Burghausen wird wohl kein Wort darüber verloren.
Vor Allem die Gründe, warum das Denkmal am Högner-Platz errichtet werden soll, wurde öffentlich nicht breit ausgeführt. Zum einen wurde ein Nazi-Treffen im Gasthaus Glöcklhofer,
das gegenüberliegt, von Widerständlern der KPD und SPD Juli 1932 aufgelöst, in der Nähe des Platzes stand die Villa eines verfolgten Juden und das jetzige Georg-Schenk-Haus. Die Napoleonshöhe ist definitiv kein belebter Platz und man sollte Widerständlern nicht neben gefallenen Soldaten gedenken. Nach Aussage vom Bürgermeister liegt nicht genug Informationsmaterial vor, um dem Namen Alois Haxpointner zu gedenken. Genug Material gibt es, seit Geschichtsdozent Max Brym vor ca 2 Jahren über 60 Seiten an Informationen im Stadtarchiv abgegeben hatte.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schneider
Wir wollen uns in einer öffentlichen Diskussionsrunde mit Ihnen treffen. Die Festlegung der Örtlichkeit überlassen wir Ihnen, können uns gegebenenfalls aber auch selbst darum kümmern. Eingeladen sind auch die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat der SPD und den Grünen der 3 Bürgermeister Stefan Angstl
Vorschläge für einen Termin sind der 16.1., der 28.1. und der 4.2. Einen zeitnahen Vorschlag Ihrerseits werden wir selbstverständlich auch wahrnehmen. Das Gedenken an den Widerstand gegen das NS Regime ist besonders in der heutigen Zeit sehr wichtig.
Wir planen eine Podiumsdiskussion mit Bürgermeister Schneider, von der SPD mit Franz Kammhuber SPD und von den Grünen mit dem 3 Bürgermeister Stefan Angstl
Veranstaltung – Zeit wird’s – Erinnern jetzt
Geplant ist eine 15 Minütige Einleitung von Bürgermeister Florian Schneider, dann eine 15 Minütige Antwort von Max Brym ( Geschichtsdozent und Buchautor) anschließend soll es Statements von Jonas Volgger ( Der Funke) Franz Kammhuber SPD und Stefan Angstl ( Die Grünen ), sowie von Altbürgermeister Hans Steindl geben. Am Podium ist auch die (Urenkelin von Alois Haxpointner) Kati Wimmer Dann hat das Publikum das Wort.
I.A. Für die Die „Initiative für ein würdevolles Gedenken der Antifaschisten aus Burghausen“
Viele Grüße
Max Brym
Geschichtsdozent und Buchautor
 
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Skizzen- Arbeiterwiderstand in Südbayern gegen das Nazi Regime von Max Brym
 
 
Aus der Verlagsmitteilung
Arbeiterwiderstand in Südbayern – im Umland der „Hauptstadt der Bewegung“ und der „Reichsparteitage“ der Nazis? Ja, den gab es und er verdient eine eingehende Betrachtung. Dies jedenfalls kann man den Dokumenten entnehmen, die Max Brym eingesehen hat. Während die Geschichte der Arbeiterbewegung Weimars und ihr Widerstand gegen das NSRegime in der ehemaligen Reichshauptstadt gut dokumentiert sind und auch in anderen großen Zentren wie Dortmund oder Hamburg darüber viel bekannt ist, sieht es in den kleineren Städten oft anders aus. Manchmal gibt es Geschichtswerkstätten oder eine gepflegte „oral history“. Manchmal bleibt jedoch das meiste unter dem berühmten Teppich. Der große Vorzug der Abhandlung Bryms besteht darin, ein Bild erstellt zu haben, das den ganzen Raum der Region erfasst. Zutage kommen Ansätze politischer Klugheit örtlicher Gruppen, die sich über die Fehleinschätzungen iher Führungen hinwegsetzen und Eigenes ausprobieren. Es wird klar, warum welche Arbeiterschichten welche Parteibindung gesucht haben und warum sich das auch ändern konnte. Zuletzt ist Bryms kleine Geschichtsexkursion auch ein anerkennendes Gedenken an Mut und Standfestigkeit jener Aktivisten der sozialistischen Arbeiterbewegung, die gestützt auf große Teile ihrer Klasse den erbittertsten Widerstand gegen die Machtübertragung an den deutschen Faschismus geleistet haben. Und sie legt nahe, sich erneut zu vergegenwärtigen, dass der Faschismus eine Gefahr bleibt, den erfolgreich zu bekämpfen das Bewusstsein über die Irrwege des antifaschistischen Kampfes voraussetzt.
Bestellen und Meinungen erwünscht Viele Grüße Max Brym
 

[Buch] Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayern

Buch von Max Brym: Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayernexterner Link

Skizzen- Arbeiterwiderstand gegen das NS Regime in Südbayern – Rezension von Jutta Schulz

Das neuen Buch von Max Brym unter dem genannten Titel ist äußerst empfehlenswert. In dem Buch wird der Arbeiterwiderstand gegen die Nazis von Weiden in der Oberpfalz bis nach Berchtesgaden gewürdigt. Lange bevor die Nazis daran gehen konnten Kriege vorzubereiten mussten sie zuerst die damalige Arbeiterbewegung auch in Südbayern zerschlagen. In den folgenden Text sind verschiedene Vorträge eingeflossen. Einerseits ein Vortrag, den der Autor am 23.6.2022 vor den Abschlussklassen der Hermann Frieb Realschule in München, Hohenzollernstraße 140, zum Thema „Wer war eigentlich Hermann Frieb?“ hielt, und zum anderen ein am 15.7.22 im Treffpunkt „Eigenleben“ in der Münchner Kurfürstenstraße 2 gehaltenes Referat zum Thema „Arbeiterwiderstand gegen das Nazi-Regime in Südbayern“.

Max Brym zeichnet in den Skizzen ein ziemlich exaktes Bild des Widerstands gegen den Hitler-Faschismus in Südbayern. Natürlich kann dies keine Gesamtdarstellung sein. Am Beispiel einzelner Städte von Bad Reichenhall über Traunstein, Rosenheim, Penzberg, Straubing, Burghausen und natürlich München soll an Kämpfer und Opfer aus der Arbeiterschaft, die sich dem Hitler-Faschismus widersetzt haben, erinnert werden. Denn in der gängigen Geschichtsschreibung kommt der Widerstand der Arbeiter viel zu kurz. DieArbeiterschaft war am schwersten für den Faschismus zu gewinnen. Das NS-Regime musste erst ihre Parteien, vor allem SPD und KPD, ausschalten und ihre Gewerkschaften zerschlagen, viele Aktivisten in Gefängnisse sperren und in Konzentrationslager deportieren.

Die Arbeiterbewegung in Südbayern

Die Arbeiterbewegung war vor 1933 auch in Südbayern das zentrale Hindernis beim Vormarsch der Nazibewegung. Oftmals erkannten die Arbeiter, vor allem in den kleinen und mittleren Städten, die Notwendigkeit, die Nazis gemeinsam zu bekämpfen. Diese spontane und richtige Erkenntnis hätte zum Vorbild für die Politik dem Gesamtdeutschland dienen können. Doch die Parteileitungen von SPD und KPD im fernen Berlin ergingen sich bis 1933 wesentlich darin, sich gegenseitig zu beschimpfen. Die Sozialdemokraten nannten die Kommunisten „Kommunazis“, die kommunistische Parteileitung beschimpfte die Sozialdemokratie als angebliche „Sozialfaschisten“. Die Wahlergebnisse von SPD und KPD, auch in Bayern, lagen die Weimarer Republik hindurch wesentlich auf dem gleichen Level. Einmal waren die Kommunisten etwas stärker, dann wieder die Sozialdemokraten, und umgekehrt. Zusammengerechnet bildeten die beiden Arbeiterparteien, auch in Bayern, vor 1933 ein von den Nazis nicht zu überwindendes Hindernis.

Jutta Schulz (zugesandt am 1.9.2022)

Aus dem Buch ——- Auszug

Die Nazis allerdings nahmen die Realität zur Kenntnis. Ihre Partei machte sich über ihren Hauptgegner, die Arbeiterbewegung, keinerlei Illusionen. Nach dem 9. März 1933 und dem Gesetz zur sogenannten „Gleichschaltung der Länder“ setzte der Terror gegen die organisierte Arbeiterbewegung in Bayern ein. Massenverhaftungen begannen, oft verbunden mit der Abriegelung ganzer Stadtteile in den größeren Orten. Und am 22. März 1933 wurde das KZ Dachau fertigstellt. Das entlastete die Polizeigefängnisse in den Orten. Denn auch die Zuchthäuser waren überfüllt. Vielen Arbeiter war klar, dass sie vom III. Reich nichts zu erwarten haben und sich ihre Situation nur zum Schlechteren wenden würde. Der KPD-Aktivist Simon Vorburger aus Burghausen wird vor 1933 in Polizeiberichten immer wieder mit dem Satz zitiert: „Haben wir Hitler, kommt der Krieg.“ Diese Erkenntnis war weit verbreitet. Die Arbeiterklasse wusste, was Krieg bedeutet und hatte noch genug vom letzten. Auch verfing das Gift des Antisemitismus im marxistisch infizierten Milieu – im Gegensatz zur bürgerlichen Welt, vor allem im Kleinbürgertum kaum. So bestand die größte Berufsgruppe vor 1933 unter den Mitgliedern der Nazipartei in München aus Zahnärzten. Das hatte einen sehr einfachen Grund: Schon im Kaiserreich diskriminierte der antisemitische Professorenpöbel jüdische Studenten. Sie mussten besser sein als ihre „deutschen Mitstudenten“. Letzteres hatte zur Folge, dass es in den Zwanzigerjahren einen überproportional hohen jüdischen Zahnarztanteil in München gab. Klar, die „arischen Recken“ hatten in ihrer Studienzeit herum gesoffen und sich in Burschenschaften Schmisse verabreichen lassen. Im Ergebnis waren die „jüdischen Zahnärzte“ besser. Wer Zahnschmerzen hat, fragt allerdings nicht nach der Religion des Zahnarztes. Der „Sozialismus“ der Nazis versprach den ehemaligen Burschenschaftlern nun die Praxis seines Konkurrenten.In den Betrieben fassten die Nazis nur schwer Fuß. Die Betriebsratswahlen im April 33 endeten für die Faschisten auch in Bayern katastrophal. Immer wieder tauchten illegale Flugzettel, Zeitungen und Parolen aus der Arbeiterschaft auf. Das alles über sehr lange Zeit, trotz schrecklichem Terror und Lebensgefahr.“ Wirklich spannen zu lesen. Außerdem ist das Büchlein ein Werk gegen das Vergessen. Geschichte ist geronnene Erfahrung aus der es zu lernen gilt. Das Buch gibt eine sehr umfassende Darstellung des Widerstandes in Südbayern. Ein ganzes Kapitel ist der Gruppe „ Neu Beginnen“ unter Leitung von Hermann Frieb in München gewidmet.“

 
 
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Film " Das rote Burghausen"

FREITAG, 28. JANUAR 2022 UM 20:00

Das rote Burghausen - Widerstand gegen das dritte Reich | Dokumentarfilm

Ankersaal Burghausen

 

In dieser Reportage erzählt Max Brym über den längst vergessenen Widerstand gegen den Hitlerfaschismus in Burghausen. Doch warum erzählen wir gerade die Burghauser Geschichte des Widerstandes? Burghausen hat eine längere Tradition des Widerstandes und der Revolution. Bereits im Jahre 1705 erhob sich das Burghauser Bürgertum gegen die österreichische Besatzung und rief im Zuge dessen die „Freie Republik Burghausen-Simbach-Braunau“ aus. Mindestens genauso bedeutend war der Kampf gegen den Nationalsozialismus in Burghausen. Denn während auf Bundesebene SPD- und KPD-Führung sich zunehmend als Feinde sahen, erkannte die Burghauser Arbeiterbewegung, dass die Nazis keinen Unterschied zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten machen. Es wurde eine rote Einheitsfront gegen den Faschismus praktiziert – vor und während des Nazi-Regimes.
Dieser Film wird mit einem 15-minütigem Vortrag von Regisseur Jonas Volgger über Faschismus begleitet. Nach Ende des Filmes findet eine offene Diskussions- und Fragerunde mit Max Brym und Jonas Volgger statt 
 
Dazu folgendes Dokument aus Allround TV 
 
Lieber Max Brym,
das Z selbst organisiert keine Veranstaltungen sondern stellt nur den
Raum zur Verfügung. Veranstalter sind die jeweiligen Gruppen z.B. attac,
Offenes Antifa Plenum … ich glaube bei deinen letzten Lesungen war es
die Linkspartei. Wir leiten deine mail mal an den aktiven Verteiler
weiter, aber zielführender ist es vermutlich wenn du konkrete Gruppen
z.B. solid oder sds (rosenheim@linke-sds.org) anträgst

Schöne Grüße

Floh



Am 20.03.22 um 12:03 schrieb Max Brym:
> Hallo anbei ein paar inks zu meinem Buch " Roter Widerstand in der
> bayerischen Provinz" sowie zum Film " Das rote Burghausen". Der Film wurde
> von Jugendlichen aus den Landkreisen Mühldorf und Altötting gemacht. Sie
> würden den Film gerne bei euch zeigen. Sorry ich soll anfragen, denn die
> sind momentan im Abi Stress. Ihr könnt auch nur eine Autorenlesung mit mir
> machen. Besser wäre aber der Film. PS Bitte antwortet zügig. Es gibt so
> einige Termine u.a. in München und in der KZ Gedenkstätte Dachau.
> Viele Grüße Max Brym
> Handy 015166095407
>
> Interview zum Film " Das rote Burghausen" mit längerem Ausschnitte
> Veranstaltungen jederzeit möglich. In Verbindung mit dem Buch ." Max Brym-
> Widerstand in der bayerischen Provinz"
> https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=aQ956PdpXRw&fbclid=IwAR0gOcTBBII0Do8vqeKUuCiJSmO47FTrka-6UCsTnxhkSyYmwWZfIeh0b-0
>
>
> Weitere Links
> https://www.hagalil.com/2021/03/roter-widerstand-in-der-bayerischen-provinz/?fbclid=IwAR1V1lUcUsXniXMUK3-toiOqa1e1jy_rjqmj6F_TbZwvFiDUFe6eo6Y60Uk
>
>
> https://www.allround-tv.de/mediathek/video/auf-ein-gespraech-mit-max-brym/
>
> Viele Grüße Max Brym
> Bereich mit Anhängen
> Vorschau für YouTube-Video "ISW-Journal vom 09. Januar 2022" ansehen
> ISW-Journal vom 09. Januar 2022
> <https://www.youtube.com/watch?v=aQ956PdpXRw&authuser=0 
>
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 

Rezension zum  Buch “ Verrat in München und Burghausen“ von Oliver Stey auf Amazon -Das kürzlich erschienene Buch „Verrat in München und Burghausen“ des Autors Max Brym ist eine gelungene Melange aus historischer Wirklichkeit und Fiktion. Die Geschichte erzählt das Leben des erfundenen Rechtsanwalt Hans Faber der als Mitglied des KPD in der NSDAP als Abwehrspezialist arbeitet. Die Orte der Handlung sind zumeist im Ober- und Niederbayerischen Raum angesiedelt den der Schreiber Max Brym als gebürtiger Altöttinger wie seine Westentasche kennt. Reale Begebenheiten aus dem Beginn der faschistischen Machtergreifung wie der Ausschaltung parteiinterner Gegner Adolf Hitlers werden gelungen mit der Liebesbeziehung von Faber und seiner Lebensgefährtin „Lore“ verwoben die für ihn als Sekretärin bei Ernst Röhm dem damaligen SA-Führer arbeitet. Neben der Altöttinger Familie von Faber treten viele Persönlichkeiten der damaligen Zeit wie Alfred Rosenberg und Hans Frank auf der einen, sowie Hans Kippenberger bzw. Hans Beimler auf der anderen Seite der politischen Bühne im Fokus der Handlung hervor. Insgesamt ein sehr lesenswertes Büchlein, das als mehrteilige Fortsetzungsgeschichte angelegt ist und den Leser gespannt auf den zweiten Band warten lässt. Sehr empfehlenswert.-Bestellungen unter 

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 Max Brym zu seinem Buch „Oskar Quengels Auftrag: Für Kippenberger bei General von Schleicher“ aus https://www.klassegegenklasse.org/interview-mit-max-brym-ist-die-afd-faschistisch-oder-nicht-sie-ist-im-uebergang/ 

In München-Schwabing sprachen wir mit dem Publizisten und linken Aktivisten Max Brym über seinen Polit-Agenten-Thriller, antifaschistische Strategien gegen die historischen Nazis – und die heutigen.

Max Brym zu seinem Buch „Oskar Quengels Auftrag: Für Kippenberger bei General von Schleicher“

In deinem letzten Buch, „Oskar Quengels Auftrag“, geht es um einen jungen Kommunisten, der für die KPD der späten 1920er und 30er Jahre bei den Nazis spioniert. Was ist die Ausgangslage des Protagonisten?

Oskar Quengel befindet sich im „Abwehr“-Apparat der damaligen KPD. Er hatte die Aufgabe, feindliche Agenten zu finden und gleichzeitig selber Informationen zu sammeln und Zersetzungsarbeit zu leisten. Der Held hat den Auftrag, an der Spitze der Reichswehr, unter General von Schleicher, scheinbar für die Reichswehr die KPD auszuspionieren. Aber in Wirklichkeit informiert er die KP, was in der Reichswehr los ist, zum Teil auch in der damaligen Nazi-Führung.

Es geht dabei um mögliche Querfront-Strategien, um die Risiken des Faschismus für das Kapital, wie weit ihm zu trauen ist. Und der kommunistische Doppelagent kommt vor der Machtübernahme der Nazis zum Schluss, dass sich sämtliche Kapitalfraktionen auf Hitler verständigen. Weil die Verwertungskrise des Kapitals zu groß war. Man setzte auf die Karte Hitler, um die Verwertungskrise zu lösen, die Arbeiterbewegung vollständig zu zerschlagen und einen neuen Krieg vorzubereiten.

Ein Stichwort, das du genannt hast: Querfront. 1932 gab es einen Streik bei den Berliner Verkehrsbetrieben, der auch im Buch vorkommt. Die Faschist*innen haben ebenfalls zu diesem Streik aufgerufen. Über diese Episode gibt es bis heute eine taktische und strategische Auseinandersetzung…

Bis heute wird der Verkehrsbetriebe-Streik von Bürgerlichen benutzt, um den Kommunisten zu unterstellen, sie hätten mit den Nazis zusammengearbeitet. Das sehe ich nicht so und auch der Romanheld sieht es nicht so. Er geht davon aus, dass über 70 Prozent der Arbeiter bei den Berliner Verkehrsbetrieben für den Streik gestimmt haben. Und nachdem das passiert war, haben sich die Nazis an diesem Streik scheinbar beteiligt.

Die KP hat damals richtig entschieden, den Streik nicht abzubrechen, weil vorher die Nazis immer aktive Streikbrecher gewesen waren. Wenn man den Streik jetzt ihretwegen abgebrochen hätte, könnten sie mit dieser Taktik auf den Streikbruch verzichten.

Du schreibst ja auch darüber, wie sich die Faschist*innen gegenüber der Arbeiter*innenklasse verhalten. Der Romanheld beschreibt, wie er in den Arbeiter*innenvierteln Neuköllns nach der Machtübernahme viele Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern hängen sieht. Einige, meint er, waren aus Angst, andere aber auch „echt“. Du schilderst dazu im Roman:

Es hat einen politischen Einbruch der Nazis in die Arbeiterklasse gegeben. Dieser wurde erzwungen durch Terror sowie durch demagogische politische Versprechungen.

Es gab Ende 1932 um die sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland. Die Nazis haben versprochen, jeden in Arbeit und Brot zu bringen. Dieses Versprechen haben sie mit einer Verzögerung ab 1935 eingehalten. Aber nicht aufgrund eines sozialpolitischen Programms, sondern aufgrund der Parole „Kanonen statt Butter“, also durch Hochrüstung. Da wurden viele Langzeitarbeitslose dann eingebunden, schlecht bezahlt, aber sie hatten einen Job – für den Krieg.

Schon vor ‘33 hat die NSDAP weitgehend aufgegeben, demagogisch in die roten Arbeiterviertel einzudringen. Es gab relativ geschlossene Viertel, den „roten Wedding“, das „rote Neukölln“, das „rote Ruhrgebiet“. Die Arbeiterbewegung war relativ stabil in der SPD und KPD. Ideologisch da hineinzukommen ist nicht gelungen. Was gelungen ist: die Arbeiterklasse zu desorientieren, sie passiv zu machen, nachdem man nach dem inszenierten Reichstagsbrand die ganze „mittlere Garnitur“ der KPD und SPD verhaftet und in die Lager gebracht hat. Damit war die Vorbereitung auf die Illegalität weg, wie der Roman zeigt.

Nach der Machtergreifung in Bayern am 9. März zum Beispiel hat man um die 3.000 Kommunisten in die SA-Folterkeller und das neuerrichtete Konzentrationslager Dachau gebracht. Es gab dann die noch Kampfbereiten an der Basis und eine Führung, die mit einem falschen theoretischen Konzept in der Luft hing.

Kommen wir zur Gegenseite der Nazis. Wie haben die Organisationen der Arbeiter*innenklasse gegen den Faschismus gekämpft? Der Großteil der Handlung spielt in der Zeit der „Dritten Periode“, in der es die „Sozialfaschismusthese“ gab. Über die Politik der stalinisierten KP von 1930 sagt Oskar Quengel:

Eigentlich wäre es doch vernünftig, mit den Sozis zusammen Abwehrbündnisse gegen die Nazis zu schließen, schoss es mir damals durch den Kopf. Aber für uns waren sie ja Sozialfaschisten. Auf der anderen Seite schloss auch die sozialdemokratische Seite jedes Abkommen mit uns aus. Dabei waren die Plakatkleber der KPD und SPD gleichermaßen von den SA-Schlägern und -Mördern bedroht.

Das schildert doch sehr plastisch die Tragödie, in die die beiden großen Organisationen unserer Klasse brachten. Welche politische Bedeutung hat diese Phase deiner Ansicht nach?

Die damalige KP war durch die Führung Stalins und die Stalinisierung der Kommunistischen Internationale absolut unfähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Sie gingen ab 1928 davon aus, dass es aufgrund der eintretenden kapitalistischen Krise zu einem ununterbrochenen revolutionären Aufschwung kommt. Und der Hauptgegner war die Sozialdemokratie, dem man das Attribut „sozialfaschistisch“ anheftete.

Die KP-Politik vor ‘33 war in Bezug auf den Faschismus mehr als irre: Es gab Zentrumsfaschisten, Sozialfaschisten, Hugenberg-Faschisten, Hitler-Faschisten, es gab sogar Trotzki-Faschisten und Brandler-Faschisten. Und da bekommst du natürlich ein Problem. Wenn es nur noch Faschismen gibt, siehst du am Schluss vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Also der eigentliche Faschismus wird nicht mehr erkannt und du führst auch keine Einheitsfront mehr durch.

Die KPD-Führung hat damals gesagt: „Einheitsfront nur von unten.“ Das war ein Ultimatismus. Nicht das Angebot auf Verständigung zu gemeinsamem Aktionen gegen den Faschismus, sondern: Ihr Sozialdemokraten habt euch uns zu unterwerfen! So funktioniert keine Einheitsfront-Politik. Das war ein klarer Bruch zu den Beschlüssen der Kommunistischen Internationale auf ihren ersten vier Weltkongressen.

Es gab ja, dazu kommst du ganz am Ende des Buchs, einen großen Schwenk der Komintern, so lange es sie noch gab: die Volksfront, die Zusammenarbeit mit „progressiven“ Teilen der Bourgeoisie. Wieso auf einmal das scheinbare „Gegenteil“ der Sozialfaschismusthese, wo man nicht einmal mit Arbeiter*innenorganisationen zusammen gegen den Faschismus arbeiten wollte?

Die stalinistische Politik war in Russland wie international geprägt von einem empirischen Zickzackkurs. Heute war das eine richtig, morgen das genaue Gegenteil. Erst wollte man nicht einmal mit anderen Arbeiterorganisationen zusammen Aktionen machen. Ab 1935 machte sich dann eine von Stalin geförderte Strömung bemerkbar, die ein Bündnis mit angeblich fortschrittlichen Teilen der bürgerlichen Klasse forderte.

Das beruhte auf der Faschismus-Definition von Georgi Dimitroff auf dem siebten Weltkongress der Komintern: „Der Faschismus ist die offen terroristische Diktatur der reaktionärsten, imperialistischsten und chauvinistischsten Elemente des Finanzkapitals.“ Aus so einer Definition leitet sich sofort ab, dass es daneben auch einen fortschrittlichen Teil der Bourgeoisie gibt. Das Bündnisangebot auf diesen angeblichen Teil war auf eine längere Periode ausgelegt. Damit schloss es in Frankreich oder Spanien die Möglichkeit auf eine wirklich sozialistische Revolution aus.

Die KPD hat also unter Stalin zwei entscheidende Verbrechen begangen. Sie hat aufgrund der Sozialfaschismusthese den Faschismus in Deutschland unter anderem möglich gemacht. Und sie hat mit der Volksfront sozialistische Möglichkeiten in Frankreich und Spanien verspielt, was wiederum dem Faschismus nutzte.

Ein rotes Spanien 1936 hätte das Kräfteverhältnis in Europa geändert, aber da war man plötzlich Verteidiger des Privateigentums. Die spanischen Bauern hatten kein großes Interesse dafür zu kämpfen. Sie wollten den Boden der Großgrundbesitzer, der wiederum aber war ja vielleicht ein „antifaschistischer“ Bündnispartner. Auch die Arbeiter, speziell in Barcelona, gingen dazu über, die Betriebe unter eigene Regie zu stellen. Die Komintern sagte: Nein, das geht nicht. Wir haben eine Etappe festgelegt. Wir haben dieses Bündnis mit dem Bürgertum, ergo gebt die Fabriken an die Kapitalisten zurück, beschlagnahmt ja kein Land. Das hat sozial den Vormarsch des Faschismus erleichtert.

Die Krux ist, das versuche ich anhand des Romans zu zeigen, dass die stalinistische Politik immer statisch ist, Etappen einhält. Einmal gibt es nur einen revolutionären Aufschwung. Dann gibt es nur noch ein Defensivbündnis, sogar mit der Bourgeoisie.

Wir erleben zurzeit in Europa den Aufschwung rechter Bewegungen und Parteien. Du hast vorhin die Dimitroff-Definition kritisiert. Wie würdest du heutige rechte Gruppierungen wie die AfD oder Pegida charakterisieren?

Ich habe das Buch unter anderem geschrieben, weil ich etwas gegen die „Gegenwartsfanatiker“ habe. Leute, die Erfahrung – und Geschichte ist geronnene Erfahrung – ignorieren. Eine faschistische Bewegung zeichnet sich damals wie heute dadurch aus, dass sie die Arbeiterbewegung radikal attackiert, zum Straßenterror übergeht, dass es für Linke überall brandgefährlich wird. Es gibt heute in Europa natürlich faschistische Bewegungen.

Mir gefällt der Begriff „rechtspopulistisch“ für Parteien wie die AfD nicht, der das „Populäre“ kritisiert. Populär will ich selber sein! Nennen wir sie rassistisch. Sie ist im Übergang zum Faschismus, es ist aber noch unklar, welcher Flügel sich wirklich durchsetzt. Eine Figur wie Björn Höcke (AfD) setzt auf Straßenmobilisierungen, das sagt er auch selber. Sein enger Bündnispartner im Parteivorstand ist Gauland. Es gibt aber auch eine neoliberale, durchaus rassistische aber nicht faschistische Clique um Alice Weidel, oder schwankende Figuren wie Meuthen.

Ist die AfD faschistisch oder nicht? Sie ist im Übergang. Sie jetzt schon als faschistisch zu kennzeichnen, würde bedeuten davon auszugehen, dass überall dort, wo sie stark ist, bereits massiver Terror gegen Linke und Andersdenkende stattfindet. Jetzt gerade testet die AfD aber erst vieles aus. Im Westen gibt es einige, die ein Hugenberg-Konzept haben – aber auch klare Straßenfaschisten, die sich zu Hitler bekennen und Demagogen wie Jürgen Elsässer oder Pegida, die faschistisch sind.

Hier in München fand vom 3. zum 5. Mai der Antifa Kongress Bayern statt, gegen den Widerstand von „Gewerkschaft“ der Polizei (GdP) und DGB-Bundesvorstand im Münchner Gewerkschaftshaus. Dafür hatten sich viele Gewerkschafter*innen und Linke in München eingesetzt.

Vor dem Kongress gab es eine Dauerkundgebung, weil Rechte – Pegida und AfD – ihrerseits Kundgebungen dagegen angemeldet hatten. Von Pegida München kam es zu Terrordrohungen gegen Gewerkschafter*innen und Linke mit Anspielungen auf den NSU und das Oktoberfestattentat…

Das war offen faschistisch. Davon wird sich die AfD auf Dauer nicht distanzieren können. Formal waren die Kundgebungen von AfD und der faschistischen Pegida München getrennt. Aber dadurch, dass man gemeinsam in der gleichen Straße gegen die gleichen Linken und Gewerkschafter*innen demonstrierte, zeigte sich diese enge Verbindung zwischen den beiden Fraktionen.

Eine Prognose: Gauland und Höcke werden sich in der AfD durchsetzen. Dann kann man von einer faschistischen Partei sprechen.

Es gibt verschiedene Vorschläge, wie man mit der AfD „umgehen“ soll. Manche wollen mit ihr reden und nur aufklären. Andere wollen ein Bündnis der „87 Prozent Demokrat*innen“ gegen die AfD, eine Volksfront also. Wieder andere wollen ganz auf sich allein gestellt gegen die AfD kämpfen, in Stellvertretung und ohne die organisierte Arbeiter*innenklasse.

Ich halte es für keine gute Idee, unter dem Motto „München ist bunt“ Flugblätter zu machen, in denen möglichst wenig drin steht, aber dafür dann alle Parteien und Grüppchen drauf sind, von CSU bis DKP. Dann entsteht folgender Effekt: Die Demagogie der Rechten „funktioniert“ insofern, als dass die AfD die einzigen „Alternativen“ zum Establishment sind. Mit Leuten wie Söder Einheit gegen Rechts zu machen, heißt die Verbindung zu sozialen Kämpfen zu negieren.

Auf der anderen Seite lehne ich eine ultralinke Politik ab, wie ich sie in bestimmten Kaffeehäusern habe. Da gibt es eine bestimmte Gruppenidentität, die sich durch möglichst unverständlichen Ausdruck und eine einheitliche Kleidung auszeichnet. Diese Leute lehnen jegliche Einheitsfront-Politik mit anderen Linken ab.

Man muss das demokratische Spektrum, das sich noch irgendwie auf die Arbeiterbewegung stützt, zusammenbringen. Wann wird wo blockiert, wann schlagen wir wo wie gemeinsam gegen die Nazis zu, dazu brauchen wir eine Einheit. Gleichzeitig braucht es Agitationsfreiheit der verschiedenen Gruppen, ohne dass das als Bruch vom Bündnis interpretiert wird. Die Diskussion verschiedener Strategien ist notwendig und läuft der Einheitsfront nicht zuwider.

Danke für deine Einschätzungen! Was wird dein nächstes Buch?

Das nächste Buch spielt 1933 bis 1938 in Bayern, wieder ein Polit-Agenten-Thriller: „Verrat in München und Burghausen“. Es geht um Verrat innerhalb der KPD Südbayern. Und die Gruppe „Neu beginnen“ wird eine Rolle spielen.

Max Brym (2017): Oskar Quengels Auftrag: Für Kippenberger bei General von Schleicher. Erhältlich bei bookra. 149 Seiten.

 

 

 

 

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